Seit der deutschen G7-Präsidentschaft hat die weltweit koordinierte Strategie gegen Antibiotikaresistenzen einen noch höheren Stellenwert bekommen. Mit der deutschen Präsidentschaft der G20 findet die gesundheitspolitische Strategie dieses Jahr ihre Fortsetzung und wird in Beschlüsse der Staats- und Regierungschefs der größten Industrienationen bei ihrem Gipfeltreffen am 7. und 8. Juli 2017 in Hamburg münden. Unterdessen macht die Ursachenforschung deutliche Fortschritte: Expertisen, die im Auftrag des Bundesgesundheitsministeriums von der Boston Consulting Group zur Antibiotikaforschung und im Auftrag des Branchenverbands Pro Generika von IGES Institut und Roland Berger zur Wettbewerbssituation auf dem generischen Antibiotikamarkt erstellt und im Februar vorgestellt worden sind, verdeutlichen den politischen Handlungsbedarf. Die Antibiotikaforschung weist noch strukturelle Defizite auf, und die Vermarktung von pharmazeutischen Antibiotika-Innovationen ist schwierig und riskant. Die Versorgung mit generischen Antibiotika ist in eine gefährliche Abhängigkeit von wenigen chinesischen und indischen Produzenten geraten, verbunden mit einem Abbau von Kompetenz und Produktionskapazitäten in den reifen Industrieländern. Der hohe Grad an Konzentration der Produktion von Wirkstoffen und Zwischenprodukten weltweit ist der wichtigste Grund für immer wiederkehrende Lieferengpässe, die mangels Anbietervielfalt nicht kompensiert werden können – und Ärzte somit zu suboptimalen Therapieentscheidungen zwingen, die die Entwicklung weiterer Antibiotikaresistenzen begünstigen kann. Daraus folgt: Eine kausal wirksame Strategie zur Bekämpfung von Antibiotikaresistenzen erfordert eine neue staatliche Ordnungspolitik für die Erforschung neuer und die kostendeckende Produktion von Antibiotika insgesamt. Eine Aufgabe, die nur international koordiniert gelingen kann.

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