Lange Wartezeiten beim Facharzt, die mit Terminservicestellen verringert werden sollen, aktuell eine Reform der Psychotherapierichtlinien, die den Zugang zu Psychotherapeuten erleichtern sollen, Klagen über Überlastung von Krankenhausnotaufnahmen und Klinikpersonal, Hausärztemangel in ländlichen Regionen – mitunter muten Debatten von Vertretern des deutschen Gesundheitswesen an, als stünde das System vor dem Kollaps und deutsche Patienten müssten Unterversorgung befürchten. Eine aktuell erschienene Studie des Wissenschaftlichen Instituts der privaten Krankenversicherung über „Zugangshürden in der Gesundheitsversorgung – ein europäischer Überblick“ relativiert solche Klagelieder: Nirgendwo in Europa sind die Zugangshürden zu allen Versorgungsebenen so niedrig wie in Deutschland, der Leistungskatalog so umfassend, die Zuzahlungen so moderat und die Offenheit des Systems für Innovationen so großzügig wie in Deutschland. Das gilt auch für die Freiheiten von Patienten, ihre Haus- und Fachärzte nach eigenem Gutdünken auszuwählen und zu wechseln und sich das Krankenhaus ihrer Wahl zu suchen. Ob dies daran liegt, wie die PKV-Studie behauptet, dass Deutschland als einziges Land ein duales System aus privater und gesetzlicher Krankenversicherung hat, ist jedoch eine steile These.

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