Die vorliegende Ausarbeitung versucht, gute und schlechte Nachrichten aus dem aktuellen Arzneimittelmarktgeschehen nebeneinander darzustellen und zu kommentieren. Denn ohne Zweifel haben sich in den zurückliegenden Jahren therapeutische Fortschritte eingestellt, deren patientenrelevanter Nutzen gar nicht so selten mit „beträchtlich“ vom G-BA bewertet wurde. An einigen typischen und aktuellen Beispielen (Hepatitis C, Onkologie, Rheuma, Multiple Sklerose) wird gezeigt, dass es zum Teil bemerkenswerte Fortschritte zu melden gibt. Allerdings verbinden sich diese erfreulichen Tatsachen mit der Berichterstattung über eine bisher unbekannte Hochpreisentwicklung. Jahrestherapiekosten von 100.000,- Euro pro Patient sind keine Ausreißer aus dem Segment der „Orphan drugs“, sondern beitragssatzrelevant.
Angesichts der Ausschöpfung von Sparmöglichkeiten im Festbetrags- und Rabattmarkt und der nahezu 90 prozentigen Therapieumstellung von Originalen auf preiswertere generische Alternativen sind die extrem teuren Neu-Entwicklungen der letzten 3 Jahre nur durch Beitragssatzerhöhungen zu finanzieren. Es sei denn, die Politik gibt den Kassen weitere Instrumente in die Hand, den Grundsatz der Beitragssatzstabilität einhalten zu können. Dass auch die Verordner der nutzbringenden Erfindungen aus den Forschungsabteilungen der Industrie einer Informationsverbesserung bedürfen, wird durch den wissenschaftlichen Gehalt der Nutzenbewertungsergebnisse des Gemeinsamen Bundesausschusses zwar erleichtert, aber es enthebt die Ärzte nicht von der Pflicht, sich kundig zu machen.