In Deutschland fehlt eine klare Vision von Krankenhausversorgung der Zukunft. Die bestehenden Krankenhausstrukturen haben sich Mitte des letzten Jahrhunderts entwickelt. Medizinischer und technischer Fortschritt sowie gesellschaftliche Entwicklungen werden von den politisch verantwortlichen Akteuren nur unzureichend antizipiert. Künftig werden Künstliche Intelligenz, Big Data und molekulare Medizin zusätzlich erhebliche Veränderungen bewirken. Krankenhausversorgung ist elementarer Bestandteil der Daseinsvorsorge und muss gestaltet werden. Dazu sind auf Bundesebene klare und verbindliche Qualitätskriterien und -vorgaben notwendig. Finanzierungsinstrumente sollten die Entwicklung bedarfsgerechter und qualitätsorientierter Strukturen unterstützen: Fehlanreize im DRG-System sind zu beseitigen, einfache und manipulationsresistente Abrechnungssysteme sind notwendig, Krankenkassen finanzieren künftig Behandlungserlöse, Versorgungsforschung und Investitionsaufwände, Neubauten werden weiterhin durch die Länder finanziert. Die Länder müssen langfristig Planungsverantwortung übernehmen und zukunftsgerichtete Versorgungsbedarfe ermitteln. Krankenkassen und Krankenhäuser benötigen regionalen Gestaltungsspielraum, um flexible und an die Bedürfnisse vor Ort angepasste Strukturen zu gestalten. Dabei sollen Versorgungsketten über Sektorengrenzen hinweg definiert und weiterentwickelt werden.

IMPLICONplus 07 2019: Zukunftsfähige Finanzierung und Strukturierung der Krankenhausversorgung – Herausforderungen und Chancen – von Dr. Christopher Hermann und Nadia Mussa
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