In den vergangenen 15 Jahren hat sich in Deutschland und insbesondere in ländlichen Regionen ein zunehmender Mangel an Hausärzten entwickelt. Durchschnittlich sind heute über 30 Prozent der Hausärzte älter als 60 Jahre. Experten gehen inzwischen davon aus, dass es im Jahr 2020 etwa 9000 Hausärzte weniger geben wird als im Jahr 2010. Der aktuelle jährliche Ersatzbedarf wird auf annähernd 2100 Hausärzte eingeschätzt, liegt aber aufgrund des medizinischen Fortschritts und der steigenden Morbidität in unserer alternden Gesellschaft vermutlich eher bei 3100 Hausärzten. Gleichzeitig liegt die Zahl von Jungärzten für die Aufnahme einer Tätigkeit als Vertragsarzt für Allgemeinmedizin zwischen 550 und 700 Ärzten pro Jahr. Nicht nur das geringere Einkommen gegenüber Fachärzten und die hohe Arbeitsbelastung sondern auch die fehlende Infrastruktur im ländlichen Bereich und das mangelnde Sozialprestige halten die Jungen Ärzte davon ab, sich für eine Tätigkeit auf dem Land zu entscheiden. Insbesondere Ärztinnen beim Abschluss ihrer Weiterbildung sehen nur wenige Möglichkeiten, den Hausarztberuf mit einer Familienplanung und Lebensqualität zu vereinbaren. In dieser bedenklichen Versorgungssituation sind Politik, Vertreter der ärztlichen Selbstverwaltung, Krankenkassen, medizinische Fakultäten und Standesvertretungen jetzt gefordert, sich für eine Verbesserung der Arbeitsbedingungen für Hausärzte und die Entwicklung neuer Kooperations- und Arbeitszeitmodelle erfolgreich einzusetzen.

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